Meine Philosophie

Der Künstler Germar Speckin


Beim Malen ist für mich nicht das Gerade und Abgezirkelte interessant, sondern das spontan Gesetzte, das Zufällige, das Brüchige und Amorphe. Diese Grundstrukturen, die ich mit verschiedenen Werkzeugen und Auftragstechniken realisiere, bilden die Basis meiner Zeichnungen und Gemälde. Ich bearbeite sie mit verschiedenen Maltechniken und Materialien weiter, bis der „Zufall“ eine gewollte Gestalt annimmt. Erst wenn die Bilder wirken, als sei „ihnen etwas passiert“ (wie Emil Schumacher es ausgedrückt hat) beginnen sie zu leben, werden spannend für das Auge des Betrachters

Auf den ersten Blick erscheinen meine Bilder gegenstandslos und kaum realitätsbezogen, erst bei genauerer Betrachtung erschließen sich Bildwelten, die Gegenständliches assoziieren lassen. Diese „Gegenstände“ definiere ich jedoch nicht exakt und arbeite sie auch formal nicht voll aus, sondern lasse sie in einer gewissen Offenheit, um der Phantasie des Betrachters Spielräume zu geben.

Meine Bildthemen finde ich oft am Meer oder in den Häfen Norddeutschlands, aber auch in Vorbildern archaischer Kunst aus Afrika oder Australien. Reisen durch Skandinavien, die Landschaften Norwegens und Schwedens, die dortigen Lichtverhältnisse und Farbstimmungen prägten bereits in der Vergangenheit meine Landschaftsmalerei und beeinflussen auch heute noch meine abstrakte Malerei.

Nach der Aufgabe meines Ateliers in Schleswig-Holstein verlor die realistische Darstellung für mich jedoch immer mehr an Bedeutung. Ein experimenteller Umgang mit Farben und anderen Werkstoffen, die im traditionellen Sinne nicht auf die Leinwand gehören, z.B. Katzenstreu, Sand oder Erde trat an ihre Stelle. Dieses Spiel mit verschiedensten Materialien, die auf der Leinwand zur Synthese finden, steht heute im Mittelpunkt meiner Arbeit.

Auch das Zeichnen von Karikaturen wurde in den letzten Jahren für mich immer wichtiger, zu denen ich auch Kurzgeschichten und Gedichte schrieb. Hinzu kommen Versuche, diese grafischen Arbeiten mit der Malerei zu verbinden und gewissermaßen eine Synthese der beiden Genres zu finden.

Es ist für mich wichtig, mich während des Malens zu öffnen, gewissermaßen eine „Schleuse“ zu finden für Bereiche, die außerhalb der Alltagserfahrungen liegen. Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit alten Mythologien, Astronomie und der Frage, ob es außerhalb unseres Planeten Leben und Intelligenz gibt. Dieses Interesse fließt natürlich auch in meine künstlerische Arbeit ein, so dass auf einigen Bildern Figuren und Symbole auftauchen, die einen Bezug dazu habe

Archäologische Funde und überlieferte Texte zeigen uns, dass die antiken Kulturen von einem kosmischen Bewusstsein geprägt waren, welches unserer Gesellschaft heute, trotz Weltraumfahrt und Satellitentechnologie, weitgehend fehlt. Für die Menschen der Antike war es selbstverständlich, dass „Götter“ in den Weiten des Alls lebten und gelegentlich unsere Erde besuchten.

Ich glaube, dass wir in einer Art „Wendezeit“ leben, einer Zeit, in der wir erkennen müssen, dass wir eine zusammengehörende Menschheit auf einem gemeinsamen Planeten, am Rande einer riesigen Galaxie sind. Die theoretischen und technologischen Schritte über die alten Grenzen hinaus haben bereits begonnen, aber vielleicht kann auch Kunst einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass wir uns als eine Gesamtheit in und mit dem Kosmos begreifen.

Eine weitere wichtige Funktion von Kunst ist Kommunikation, die dabei helfen kann, tradierte Grenzen zu überwinden. In einer Welt, in der alles berechenbar geworden zu sein scheint, in der sogar ethische Grundwerte mehr und mehr zugunsten ökonomischer Prioritäten geopfert werden, sehe ich den Wert von Kunst auch darin, eine Art positive Gegenwelt zu schaffen, welche eventuell die Betrachter meiner Bilder inspiriert, selber kreativ zu werden.